Jürgen Klauke: The Big Easy 1990

  • Jürgen Klauke: The Big Easy, 1990 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Jürgen Klauke: The Big Easy, 1990 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Jürgen Klauke: The Big Easy, 1990 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Géza Aschoff

    Jürgen Klauke: The Big Easy, 1990 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Géza Aschoff

Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts gab es zwei große kulturelle Neubauten des Bundes: das Haus der Geschichte in Bonn und die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls in Bonn. In beiden Fällen bereitete es den Verantwortlichen Schwierigkeiten, Kunst am Bau in Häuser zu integrieren, die auf ständige oder wechselnde Ausstellungen angelegt sind. Die Bemühungen der Bundeskunsthalle um „tragfähige Beiträge für Kunst am Bau, die im Dialog mit dem Bauwerk erarbeitet und eingebracht werden“ betrachtete das entsprechende Beratergremium als „gescheitert“, nachdem es für verschiedene Kunst-am-Bau-Standorte – Eingangshof, Dachlandschaft, Skulpturenhof – ohne Ergebnis die bekanntesten deutschen Künstler kontaktiert hatte.
Darauf verwendete man die Kunst-am-Bau-Mittel für die Realisierung des Leit- und Informationssystems von Neville Brody sowie zum Ankauf von bereits bestehenden Werken wichtiger deutscher Künstler. So finden sich neben einer Installation von Rebecca Horn in der Presselounge im ersten Obergeschoss im gegenüberliegenden Konferenzsaal ein sechsteiliges Gemälde von Gerhard Richter sowie eine Fotoarbeit von Jürgen Klauke (* 1943).
Klaukes aus drei Tafeln zusammengesetztes großformatiges Werk „The Big Easy“ stammt aus der Werkgruppe der „Durchleuchtungsbilder“. Darin hat Klauke den eigenen Körper einem Röntgengerät ausgesetzt und die entstandenen Bilder wiederum mit dem Fotoapparat adaptiert. Der bimediale Prozess des Auflösens und Neukonstituierens äußerer Erscheinungsbilder ist typisch für das postmoderne Infragestellen eindimensionaler Darstellungsmuster.
Der Abstraktionsgrad und Reflektionsgehalt der „The Big Easy“-Fotos sind ebenso groß wie deren Spiegeleffekte. Das Kunst-am-Bau-Gremium hatte zunächst eine Arbeit von Katharina Sieverding favorisiert. An Klauke Bildern schätzte es ausdrücklich die Harmonie und farbliche Zurückhaltung, die man auch in Hinblick auf die Nutzung des Raumes für Seminare als geeignet empfand. Darüber hinaus gefiel es als „Werk eines Künstlers der Region“, das „in diesem Haus einen besonderen Akzent setzt“. Schwierigkeiten bereitete das Format. Denn eigentlich hatte man die Größe von etwa 80 x 100 Zentimetern wegen der Wandproportionen nicht überschreiten wollen. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation 03/2019, März 2019.

Weiterführende Literatur:
N. N., 1993: Kunst und Bauen, Beispiele aus Bonn. In: Die Bauverwaltung, 4, S. 142.
NN (Hrsg.), 2001: Absolute Windstille. Jürgen Klauke – Das fotografische Werk 1970-2000. Ausst.- Kat. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn / Staatliches Russisches Museum St. Petersburg / Hamburger Kunsthalle. Ostfildern, S. 88–89.


Wandarbeit
Silbergelatinedruck auf Barytpapier
jeweils 165 x 125 cm; Installation: 165 x 375
25.565 €
Ankaufsverfahren

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Konferenzraum
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Jürgen Klauke

Jürgen Klauke (* 1943 in Kliding; lebt in Köln) ist Foto-, Medien- und Performancekünstler. Er studierte Freie Grafik an den Kölner Werkschulen und hatte von 1993 bis 2008 eine Professur für künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule für Medien in Köln inne. In oft zyklischen Arbeiten erkundet er die Möglichkeiten einer das Dokumentarische überwindenden künstlerischen Fotografie. Inhaltlich nehmen Selbstinszenierungen und Genderfragen eine wichtige Rolle ein. Klauke gilt als Vorbereiter der Body-Art. – Er erhielt unter anderem den Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland (1995) und den Cologne-Fine-Art-Preis (2013). Seine Werke werden weltweit in Ausstellungen gezeigt, so 1977 und 1987 auf der Documenta in Kassel und 1980 auf der Biennale in Venedig.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland

Architektur: Gustav Peichl
Bauzeit: 1989-1992

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die ersten Überlegungen zur Einrichtung einer Bundeskunsthalle fanden 1949 statt, gleichwohl beschloss das Bundeskabinett erst 1984 den Bau. Den daraufhin ausgelobten Architekturwettbewerb konnte Gustav Peichel für sich entscheiden. Nach der Grundsteinlegung 1989 erfolgte der Bau der Bundeskunsthalle gemeinsam mit dem benachbarten städtischen Kunstmuseum Bonn. 1992 wurde er bezogen.