Engelbert Kremser: o. T. (Pergola) 1983

  • Engelbert Kremser: o. T. (Pergola), 1983 / © Engelbert Kremser; Fotonachweis: BBR / Birgit Jacke-Ziegert (2006)

    Engelbert Kremser: o. T. (Pergola), 1983 / © Engelbert Kremser; Fotonachweis: BBR / Birgit Jacke-Ziegert (2006)

Für das 1980 fertiggestellte viergeschossige winkelförmige Labor-und Bürogebäude des damaligen Institutes für Arzneimittel in Berlin-Wedding wurden vier Kunst-am-Bau-Aufträge erteilt. Ursula Sax bespielte die Stirnwand der Kantine mit einer weiß lackierten Eisenskulptur (seit 2013 im Durchgang neben dem Foyer). Heinrich Brummack schuf mit „Liebesbogen“, „Feuerstelle“ und „Laube“ für die drei Innenhöfe narrativ ausholende installative Werke und Rolf Szymanski eine Plastik für das elegante Treppenhaus sowie eine zweite Plastik für den damals zweiseitig umsäumten Campus. Für denselben Campus realisierte der in Berlin lebende Architekt und bildende Künstler Engelbert Kremser (*1938) eine „Pergola“-Plastik. Deren florale Anmutung, die zugleich expressiv lodernde Erscheinung und die zerfurchte Oberfläche verdanken sich einer Technik, die Kremser als Vertreter der organischen Architektur auf die von ihm erfundene „Erdbauweise“ anwendet. Der Terminus „Erdbauweise“ meint nicht, dass die betreffenden Architekturen aus Erde bestehen, sondern die Gussformen. So handelt es sich auch bei der „Pergola“ um einen Betonguss mit einer Erdschalung.
Die zwischen autonomer Skulptur und Gebrauchsgegenstand angesiedelte Pergola gründet auf einer engagierten künstlerischen Haltung und der offenkundigen Absicht, mit der Lebens- und Wachstumssymbolik zur rational und funktional geprägten Backsteinarchitektur mit ihren gleichförmigen Lochfassaden ein Oppositionsverhältnis aufzubauen. Auch wo Engelbert Kremser – wie etwa im Café am See im Britzer Garten in Berlin-Neukölln oder im Kinderspielhaus im Märkischen Viertel in Berlin-Wittenau – Gelegenheit hatte, seine Idee der Erdarchitekturen tatsächlich umzusetzen, verband er ganzheitlich ästhetische und funktionale Anliegen. Die Pergola des Institut-Campus bietet mit zwei integrierten Bänken Sitzgelegenheiten. So entsteht aus der Kunst am Bau als Anschauungsobjekt ein Nutzobjekt mit ausgeprägter Verweilqualität, wie die gute Nutzung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts auch bestätigt. MS/JS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1980 bis 2010. BBSR-Online-Publikation 13/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Engelbert Kremser: Anstiftung zum Raum. Incitement to space. Ausstellungskatalog Deutsches Architektur Museum, Frankfurt am Main 18. Februar - 30. April 2006, hg. v. Christina Budde und Ingeborg Flagge. Mit Essays von Wolfgang Pehnt, Manfred Sack und Gerald Hüther. Mit Abbildungen von Kremsers Ölbildern, Collagen, Modellen und Fotografien und einer Übersicht gebauter Objekte, 2006.
Engelbert Kremser: Erdarchitektur - eine innovative Bauweise, in: Mensch und Architektur, 05/2010.


Freiplastik / Skulptur
Betonguss mit Erdschalung
Auftrag nach Teilnahme am Wettbewerb

Haus 5 (Altbau)
Campus
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Engelbert Kremser

Engelbert Kremser, 1938 in Ratibor geborener Architekt und Künstler, entwickelte nach seinem Architekturstudium an der TH Hannover und an der TU Berlin die Technik der sogenannten Erdbauweise, eine Baumethode, bei der Erde als Schalungsmaterial genutzt wird. Diese Technik eröffnete ihm neue Möglichkeiten, Beton zu gestalten. 1987 zeichnete er für die Umbau- und Erweiterungsarbeiten an den Schaugewächshäusern im Botanischen Garten von Berlin verantwortlich, wobei er organische Formen in Stahl und Glas entwarf. Ebenfalls errichtete er im Britzer Garten in Berlin das berühmte Café am See in Erdbauweise, des Weiteren das Dienstgebäude des Pflanzenschutzamtes Berlin (1986-1990), den „Tanzenden Trullo“ im Bürgerpark in Lübeck (1990-91) und die Lübecker Kindertagesstätte Haus Barbara (1992-93).

Haus 5 (Altbau)

Architektur: Architektengemeinschaft Bornemann, Boye, Borck, Schaefer, Berlin; Bauausführung: Bundesbaudirektion
Bauzeit: 1978-1982

Robert Koch-Institut
Seestraße 10
13353 Berlin

Das Gebäude wurde 1978-1982 für das Institut für Arzneimittel nach Plänen der Architektengemeinschaft Fritz Bornemann, Mathias Boye, Friedrich Karl Borck und Dietrich Schaeäfer errichtet und bis 2001 von dem 1994 in Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte unbenannten Institut genutzt. Im Rahmen der Herrichtung für das Robert Koch-Institut wurden die Büros und Labore in Haus 5 von 2010-2013 durch Henn Architekten vollständig erneuert und auch der Hörsaal und die Cafeteria modernisiert.

Weitere Kunstwerke: Robert Koch-Institut, Berlin